Crowdfunding
Crowdfunding ist ein Oberbegriff für verschiedene Formen der Projekt- oder Unternehmensfinanzierung, bei der eine große Anzahl von Geldgebern das erforderliche Kapital gemeinsam aufbringt, wobei der auf den einzelnen Investor entfallende Betrag in der Regel klein ist. Wegen des geringen individuellen Investitionsbetrags werden Crowdfunding-Investoren auch Mikro-Investoren genannt. Sie werden üblicherweise über das Internet gewonnen.
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Crowdfunding: Begriff und Abgrenzung
Crowdfunding setzt sich aus den englischen Worten crowd (Menge, Masse) und funding (Finanzierung) zusammen und weist damit auf die Beteiligung einer großen Anzahl von Geldgebern bei der Finanzierung eines Unternehmens oder Projekts hin. Im Deutschen wird teilweise auch von Schwarmfinanzierung gesprochen, wobei sich dieser Begriff aber nicht durchgesetzt hat.
Auch wenn der Begriff Crowdfunding erst seit Mitte des ersten Jahrzehnts des neuen Jahrtausends und in der Regel nur für internetbasierte Mikro-Finanzierungen verwendet wird, ist das Modell der kollektiven Vorfinanzierung von Unternehmen und Projekten bereits seit Jahrhunderten bekannt – etwa in Form der Subskription: Dabei handelt es sich um ein Vorabverkaufsverfahren von Produkten (zum Beispiel Büchern), die nur dann auch tatsächlich hergestellt werden, wenn der zu ihrer Produktion erforderliche Gesamtbetrag eingenommen wurde.
Crowdfundig-Formen
Unterschieden werden bei dieser Unternehmens- und Projektfinanzierung generell folgende Formen:
- Beim Reward-based Crowdfunding werben die Initiatoren Mittel ein und bieten den Investoren dafür zukünftige Produkte (Waren oder Dienstleistungen) – zum Beispiel eine bestimmte Anzahl von Gratis-T-Shirts im Falles eines Cowdfunding-finanzierten T-Shirt-Versands.
- Beim Equity-based Crowdfunding (im Deutschen auch Crowdinvesting bezeichnet), erwirbt der Investor als Gegenleistung für seine Anlage (üblicherweise in Form stiller Beteiligungen oder partiarischer Darlehen) dagegen einen Anteil am Unternehmen oder am Projekt.
- Donation-based Crowdfunding, bei dem die Investoren auf eine Gegenleistung verzichten, und das vor allem zur Finanzierung sozialer und karitativer Projekte dient, sowie das
- Lending-based Crowdfunding, bei dem die Investoren keine Gegenleistung in Form von Produkten oder Unternehmensanteilen erhalten, sondern den Anlagebetrag als Darlehen gewähren und verzinst zurückerhalten. Eigentlich kein echtes Crowdfunding, vielmehr eine Crowdlending.
Crowdfunding und das Jahr 2006
Erstmals verwendet wurde der Begriff Crowdfunding in den USA, im Jahre 2006, wobei die damit beschriebene Tätigkeit – die Unternehmens- oder Projektfinanzierung durch eine große Anzahl von über das Internet gewonnenen Mikro-Investoren – bereits mit dem Launch der Webseite ArtistShare im Jahre 2003 angeboten wurde. Dabei handelt es sich um eine Online-Plattform, auf der Musiker und Produzenten ihre Projekte vorstellen und Investoren für deren Realisierung gewinnen können.
Das Modell von ArtistShare, bei dem Initiatoren und Investoren auf einer neutralen, internetbasierten Plattform zusammengebracht werden, ist seitdem oft kopiert und sukzessive auf andere Geschäftsfelder übertragen worden. Wichtige Meilensteine in der noch jungen Geschichte dieser Finanzierungsform waren unter anderem die Launchs der Webseiten EquityNet (2005), Sellaband (2006), IndieGoGo (2008), Kickstarter und Rockethub (2009) sowie Microventures und GoFundMe (2010)
International herausragende Crowdfunding-Kampagnen waren vor allem die Uhr Pebble Watch, deren Herstellung mit knapp 10,3 Millionen US-Dollar (ca. 8,2 Millionen Euro) finanziert wurde, und das Videospiel Star Citizen, für dessen Produktion bis Oktober 2014 über 59 Millionen US-Dollar (ca. 47 Millionen Euro) aufgebracht wurden. In Deutschland war bisher Stromberg – der Film mit 1 Million Euro das erfolgreichste Projekt im Bereich des Crowdfundings.
Crowdfunding: ein Bäumchen das wächst
Im Laufe der Jahre ist eine zunehmende Ausdehnung des Anwendungsbereichs des Crowdfundings zu beobachten: Wurden zunächst vor allem Einzelprojekte finanziert, werden zunehmend auch ganze Unternehmensgründungen (Start-ups) durch Crowdfunding ermöglicht, und während die ersten Crowdfunding-Plattformen sich noch nahezu ausschließlich auf Kunst, Kultur und Entertainment spezialisierten, wurde dieses Finanzierungsmodell nach und nach auf andere Geschäftsfelder bis hin zum Hightech ausgedehnt.
Als Finanzierungsquelle hat Crowdfunding in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Nicht nur in der westlichen Welt gewinnt die Schwarmfinanzierung an stetig wachsender Tragweite, sondern vor allem in China. Das Reich der Mitte ist nämlich unangefochtener Marktführer in Sachen Crowdfunding.
PRO Crowdfunding:
Zugriff auf Kapital
Für Firmen, die keine Finanzierung aus traditionellen Quellen wie Banken oder Business Angeln (kurz: BAs) erhalten, ist Crowdfunding eine gute Alternative. Die zur Verfügung gestellten Mittel schonen das Stammkapital und dienen Start-up-Unternehmen als Startkapital, bevor sie Darlehen oder Fremdgelder in Betracht ziehen müssen.
Crowdfunding-Kampagnen nehmen zudem weniger Zeit in Anspruch als herkömmliches Fundraising. Üblicherweise sind sie auf eine Laufzeit von maximal 90 Tagen begrenzt. So sind langwierige Verhandlungen, wie sie oft mit Banken, BAs oder Venture-Capital-Gesellschaften und selbst Familienangehörigen anstehen, ausgeschlossen und Unternehmen erhalten schneller die benötigte Finanzierung.
Bestätigung von Firma und Produkt
Da meist Produkte als „Gegenleistungen“ angeboten werden, gibt es hinreichende Möglichkeiten zu zeigen, ob das Angebot für die anvisierte Zielgruppe interessant ist und die benötigte Zugkraft hat. Firmen können diesen Prozess beispielsweise nutzen, um Kundenmeinungen ins Produktdesign einfließen zu lassen. Solches Feedback ist Gold wert und spart Zeit und Geld im Entwicklungsprozess.
Aufbau eines Kundenstamms
Wenn der Kundenstamm ein Produkt zum Megatrend machen kann, werden die Kunden zur indirekten Verkaufswaffe. Unternehmer gewinnen zudem einen seltenen Einblick in das Kaufverhalten ihrer Kundschaft. Dies erlaubt es ihnen, überzeugende Verkaufstaktiken und effektive Strategien zur Kundenakquise zu entwickeln.
Innovatives Marketing
Crowdfunding zwingt Unternehmer zu einem organisierten und facettenreichen Marketing: Soziale Medien, Firmenwerbung, Kontaktpflege, Webseitenpräsenz, Videos, Firmenkommunikation und vieles mehr müssen perfekt sein. Botschaften müssen klar, prägnant und leicht verständlich sein, so dass die Zielgruppe den unmittelbaren Handlungsbedarf erfasst.
KONTRA Crowdfunding:
Alles oder Nichts
Bei der Planung einer Crowdfunding-Kampagne muss ein Fundraising-Ziel festgelegt werden – das heißt, wie viel Geld durch die Kampagne zusammenkommen soll. Dies ist ein wichtiger Schritt, denn viele Crowdfunding-Plattformen geben eingegangene Beiträge nur dann frei, wenn 100 Prozent oder mehr des Finanzierungsziels erreicht sind. Gemäß dieser Voraussetzungen steht der Projektinitiator daher entweder vor dem „Alles“ oder „Nichts“. Wer sich das „Nichts“ und den Verlust an Zeit und Arbeitseinsatz nicht leisten kann, sollte von Crowdfunding Abstand nehmen.
Nicht für B2B-Produkte
Die meisten erfolgreichen Crowdfunding-Projekte sind vornehmlich in Business-to-Consumer-orientierten Bereichen angesiedelt und nicht im Business-to-Business-Sektor. Beim Crowdfunding geht es um den Einfluss der Menge und „die Menge“ steht für eine Ansammlung von Individuen, die aus Eigeninteresse handeln. Sie steuern zu einer Crowdfunding-Kampagne bei, da sie sie für cool, bedeutsam, wertvoll oder inspirierend halten. Dies steht in direktem Gegensatz zu einer Kollektion gleichgesinnter Unternehmen, die entgegengesetzte Geschäftsziele haben und unpersönlichere Motive vertreten.
Hoher Kapitalbedarf
Pebble landete einen Volltreffer, doch dies ist bei Weitem nicht die Norm. Crowdfunding ist für das Aufbringen von Startkapital ideal, das heißt, für Projekte, die in ein Anfangskapital von maximal 100.00 US-Dollar oder 80.000 Euro benötigen. Brauchen diese mehr, sollten sie ihre Strategie überdenken und sich traditionelleren Quellen zuwenden.
Umständliche Forschung und Entwicklung
Fällt eine Firma in einen Bereich, in dem langatmige Forschungs- und Entwicklungszyklen an der Norm sind (d. h. Jahre, nicht Monate), ist Crowdfunding nicht für sie geeignet. Backer wollen schnelle Resultate sehen und in absehbarer Zeit teil eines Erfolgsprojektes sein.
Crowdfunding meets History
Im Jahr 1885 stand New York vor einem peinlichen Problem: Die Stadt hatte die Freiheitsstatue als Geschenk von Frankreich erhalten, doch als die Statue in Einzelteile zerlegt eintraf, fehlten New York die Gelder, um sie zusammenzusetzen und aufzubauen. Der Regierung gingen die Ideen aus und die New Yorker Bürger ergriffen die Initiative.
Mit der Unterstützung von Joseph Pulitzer und seiner Zeitung, der „New York World“, sammelte die Regierung über 100.000 US-Dollar von mehr als 160.000 Sponsoren. Dies mag, wer will, als erste nationale Crowdfunding-Kampagne sehen und 150 Jahre später muss Kickstarter noch ordentlich zulegen, um etwas, so außergewöhnlich wie die Freiheitsstatue zu hervorzubringen.
Crowdfunding hat sich zu einem der spannendsten Trends der Startup-Szene entwickelt. Dieser scheinbar irrationale Weg, Gelder aufzubringen, ist explodiert, mit tausenden Menschen, die Ideen, Produkte und Firmen, aber auch Kunst-, Kultur- und Sozialprojekte unterstützen.