Buy now, pay later –  BNPL-Bezahlmethoden: Definition, Anbieter, Vorteile und Risiken

von | Sep 13, 2021 | Unkategorisiert

BNPL ist für viele Menschen ein wichtiges Shopping-Kriterium geworden, denn sie wünschen sich Flexibilität und Schnelligkeit bei der Zahlungsabwicklung. Es steht für „Buy now, pay later“ oder zu Deutsch „Jetzt kaufen, später zahlen“ und umfasst verschiedene Bezahlmethoden, die im Prinzip der Kreditaufnahme oder dem klassischen Kauf auf Rechnung entsprechen.

Es lohnt sich, den Trend näher unter die Lupe zu nehmen: Welche Vorteile hat BNPL, und gibt es auch Risiken für Verbraucher:innen und Händler:innen? Wo liegt der Unterschied zum Sofortkredit und zum Rechnungskauf? Ist BNPL das Standardmodell der Zukunft?

Wie funktioniert BNPL?

Das Prinzip „Buy now, pay later” umfasst zwei Bezahlmethoden, die eines gemeinsam haben: Der:die Käufer:in bekommt sein:ihr Produkt, bevor er:sie es bezahlt. Es wirkt jetzt deshalb so modern und ist in aller Munde, weil der amerikanische Markt, der bisher einen starken Fokus auf die Kreditkartenzahlung hatte, es erst kürzlich für sich entdeckt hat. Das geht einher mit einer Modernisierung und Ergänzung des ganzen Prinzips, das in Europa als Rechnungskauf schon lange bekannt ist.

BNPL früher: Der klassische Kauf auf Rechnung

Vielleicht erinnern Sie sich an die Zeit vor dem Onlineshopping, als man Kataloge nach Hause geliefert bekommen hat und sich daraus Produkte bestellt hat. Die größten Versandhändler in Deutschland waren damals Neckermann, Quelle und Otto. Sie als Kunde:Kundin haben sich die Produkte nach Hause liefern lassen, haben begutachtet, ob Sie sie wirklich brauchen können (zum Beispiel, ob Kleidung richtig passt) und haben dann die Rechnung für die gekauften Waren bezahlt. In der Regel gab es eine Zahlungsfrist von 14 Tagen. Wenn Sie eine Ware doch nicht haben wollten, haben Sie sie einfach zurückgeschickt, ohne jemals einen Cent (oder damals eher einen Pfennig) bezahlt zu haben.

In den Onlineshops der letzten Jahre fand man zwar auch noch hin und wieder die Option des Rechnungskaufs, doch in Zeiten von SEPA-Lastschrift, Kreditkarte und Sofortüberweisung wirkte sie ein wenig angestaubt, wie ein Relikt aus dem letzten Jahrtausend für ältere Onlineshopping-Kund:innen.

Rechnungskauf 2.0: BNPL-Anbieter erobern die Onlineshops

Obwohl es Printkataloge noch immer – heute in kleineren Mengen und meist auch dünner – gibt, findet sehr viel mehr Shopping im Internet statt, und hier haben einige Startups in den letzten Jahren den guten, alten Rechnungskauf für sich entdeckt und ihn auch gleich etwas modernisiert. Heute heißt er „BNPL – Buy now, pay later“ und umfasst nicht nur den Rechnungskauf mit einer bestimmten Zahlungsfrist, sondern auch den Ratenkauf und eventuell – je nach Anbieter – verschiedene Sonderoptionen.

Die erfolgreichsten BNPL-Anbieter

BNPL-Anbieter stehen zwischen Händler und Kunde:Kundin, denn sie übernehmen die Zahlungsabwicklung. Während die meisten BNPL-Anbieter eher in den USA oder Australien tätig sind, haben Sie von Klarna aus Schweden vielleicht schon gehört oder die Bezahldienste des Unternehmens genutzt. Es ist in deutschen Onlineshops weit verbreitet und hat auch drei Standorte in Deutschland. Klarna bietet folgende Möglichkeiten und Konditionen:

  • Rechnungsbegleichung per Überweisung (auch Sofortüberweisung möglich)
  • Ratenkauf (6 – 24 feste oder flexible Monatsraten möglich)
  • Zahlung per App oder „Klarna Card“ in Vor-Ort-Läden

Afterpay aus Australien ist 2014 gegründet worden und hat seitdem nicht nur in seinem Heimatland, sondern auch in den USA, Neuseeland, Kanada und Großbritannien Millionen von Kund:innen und Hunderttausende Shops an sich gebunden. Bei Afterpay können Sie

  • Rechnungen per Überweisung bezahlen
  • Ein Lastschriftverfahren in die Wege leiten
  • Ratenzahlungen vornehmen.

Die Raten werden in vier gleiche Teile aufgeteilt und müssen in Zwei-Wochen-Abständen bezahlt werden, sodass die Gesamtdauer einer Zahlung sechs Wochen beträgt. Die Raten sind zinsfrei.

Paypal ist wiederum auch in Europa sehr berühmt. Das Zahlungsunternehmen bietet zwar keinen Rechnungskauf an, aber dafür Ratenzahlung. Der Paypal Quasi-Kredit hat einen recht hohen effektiven Jahreszins in Höhe von 9,99 %, dafür sind Sonder- und Gesamttilgungen jederzeit kostenlos möglich.

Welche Vorteile und Risiken haben die BNPL-Bezahlmethoden für Verbraucher und Verbraucherinnen?

Vorteile

Im Prinzip ist BNPL sehr kundenfreundlich. Die Kunden und Kundinnen bekommen die Möglichkeit, Produkte erst dann zu bezahlen, wenn sie sich wirklich sicher sind, dass sie sie auch kaufen möchten. Das erspart ihnen umständliche Geldrückforderungen. Dies sorgt nicht nur für Benutzerfreundlichkeit, sondern auch für ein Gefühl der Sicherheit: Niemand muss sich mehr Sorgen machen, ob er oder sie sein/ihr Geld wirklich zurückerhält, falls die Ware doch nicht den Vorstellungen entspricht. Dank Angeboten wie sie zum Beispiel Klarna hat (App und Card) ist das Bezahlen maximal einfach, selbst dann, wenn eine Ratenzahlung bevorzugt wird. Bei Klarna muss auch erst ab einem Betrag von 200 Euro ein Kreditvertrag zwischen dem Unternehmen und dem:der Kund:in geschlossen werden.

Die Ratenzahlung ermöglicht außerdem eine bequeme finanzielle Entlastung, indem die Kosten größerer Anschaffungen auf mehrere Wochen oder Monate verteilt werden können.

Risiken

Allerdings können für Kund:innen auch Probleme und Risiken auftreten: Bei Klarna kam es zum Beispiel in der Vergangenheit zu dem Problem, dass die Rechnung bei Lieferverzögerungen seitens des Händlers früher ankam als die Ware und Kund:innen, die diese nicht bezahlten, mit Mahnungen gestraft worden sind.

Auch Retouren laufen nicht immer unproblematisch ab: Wenn Händler für die Verbuchung einer Rückzahlung etwas länger brauchen, kann es sein, dass der BNPL-Anbieter die Zahlung für eine zurückgeschickte Ware verlangt und bei Nichtbezahlung Mahngebühren verlangt. Diese Schwierigkeiten lassen sich zwar in der Regel aufklären, aber sind mit Umständen verbunden.

Die Bafin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) warnt außerdem davor, dass sich Verbraucher:innen durch spontane Ratenkäufe, die ihnen von den BNPL-Anbietern direkt beim Onlineshopping angeboten werden, unbemerkt verschulden könnten, wenn sie im Umgang mit Geld noch unerfahren sind oder Probleme damit haben, einzuschätzen, ob sie sich den Gesamtkaufpreis leisten können.

Welche Vorteile und Risiken gibt es für Händler:innen?

Vorteile

Prinzipiell ist es für Händler immer ein Risiko, einen Kauf auf Rechnung anzubieten, da sie in Vorleistung gehen. Die Kunden und Kundinnen erhalten ihre Ware, bevor sie dafür bezahlen, und natürlich gibt es Kriminelle, die dieses Modell ausnutzen und Waren bestellen ohne die Absicht zu haben, sie jemals zu bezahlen.

Die BNPL-Anbieter nehmen den Händlern dieses Risiko jedoch ab und erstatten ihnen Verluste durch Zahlungsverzögerungen oder Betrug. Außerdem erleichtern BNPL-Firmen bei Online-Shops die Zahlungsabwicklung, indem sie sämtliche Zahlungsoptionen für die Verbraucher:innen sehr einfach gestalten. Das macht die Shops kundenfreundlicher und dementsprechend häufig erfolgreicher.

Risiken

Doch natürlich bringen die Dienste der BNPL-Anbieter Kosten mit sich: Pro Transaktion zahlen Händler einen bestimmten Prozentsatz an die Firmen, und hierbei ist entscheidend, ob die Umsatzsteigerung durch BNPL-Zahlungsoptionen diese Mehrkosten merklich übersteigt. Zudem ist das Outsourcing der Zahlungsabwicklungsprozesse immer auch eine Abgabe der Kontrolle, wozu ein Händler bereit sein muss. Manch ein Shop möchte die Kommunikation mit der Kundschaft lieber selbst führen.

Der Unterschied zwischen BNPL und einem Konsumentenkredit

Wenn Käufer:innen sich dazu entscheiden, ihre Rechnung nicht am Stück, sondern auf Raten zu zahlen, gibt es beim BNPL-Prinzip kaum noch Unterschiede zum Sofortkredit. Doch während beim klassischen Kredit eine Bank als Kreditgeber notwendig ist, übernimmt beim BNPL das anbietende Unternehmen diese Rolle – und das spart natürlich Zeit, weil die Suche nach einem Kreditgeber ebenso wegfällt wie der Kreditgenehmigungsprozess.

Doch ebenso wie beim Kredit, gibt es bei der Option BNPL meistens Zinsen, und deren Höhe sollten Sie als Kunde oder Kundin unbedingt beachten, denn sie sind oft höher als die Zinsen eines durchschnittlichen Konsumentenkredits. Sie können sich dabei ganz grob an den Paypal-Zinsen für Ratenzahlungen orientieren, die bei fast 10 % eff. p.a. liegen. Solche Zinshöhen erinnern an die Gebühren für Kontoüberziehungen, auch Dispokredit genannt. Der in Deutschland noch nicht aktive Anbieter Afterpay ist mit seiner Zinslosigkeit eher einer Ausnahme.

Wird BNPL der Standard der Zukunft?

Der modernisierte Rechnungs- oder auch Ratenkauf erfreut sich einer wachsenden Beliebtheit und die Umsätze, die damit erzielt werden, sind vor allem in den letzten Jahren stark gestiegen. Auch die Corona-Pandemie, die dem ohnehin wachsenden Online-Shopping Sektor zusätzlichen Schwung verliehen hat, hat dazu beigetragen, dass der Rechnungs- und Ratenkauf im Internet noch mehr genutzt wird.

In letzter Zeit zeigen sich Bestrebungen, BNPL-Optionen auch in normalen Vor-Ort-Läden anzubieten. Die Klarna-Card ist ein erster Schritt in diese Richtung.

Zahlreiche FinTech-Unternehmen arbeiten daran, Kreditvergabeprozesse schnell und einfach in den Shopping-Prozess zu integrieren. Es könnte sein, dass die BNPL-Zahlungsoptionen die Aufnahme von Ratenkrediten bei Banken für viele Konsumgüter oder Dienstleistungen in absehbarer Zeit ersetzen – nur müssten sie dafür wohl noch deutlich günstiger werden, denn momentan ist der Zinsunterschied zwischen BNPL und Ratenkredit in der Regel noch sehr groß.